Werk
Drägers Werk zeichnet sich durch Arbeits- und Forschungsschwerpunkte aus
- in Geschichte der Erwachsenenbildung,
- zum Verhältnis von Erwachsenenbildung und praktischer Pädagogik,
- zur Theorie der Methodenlehre (Lernkultur und Lernformen in der Anthropagogik),
- zur Methodologie der Erziehungswissenschaft und
- zum Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Erziehungslehre.
Nach seiner Dissertation über die Aktivitäten der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung im 2. deutschen Kaiserreich hat er zwei Quellenbände zur Volksbildung im 19. Jahrhundert vorgelegt. Im ersten Band, der den Zeitraum vom Ende der Aufklärung bis zum Vormärz beinhaltet, werden die unterschiedlichen Dimensionen von Volksbildung in Vereinigungen sowie gesamtgesellschaftliche Systementwürfe aufgezeigt; der zweite Band behandelt die Soziale Frage in der Intention, durch Volksbildung sozialen Frieden zu erreichen.
In einem Essay zu Johannes Tews, dem Generalsekretär der Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung, welcher dieses Amt von 1891-1933 innehatte, der als Einleitung zur Reprintausgabe (1981) von Johannes Tews Werk »Geistespflege in der Volksgemeinschaft. Beiträge zur Förderung der freien Volksbildungsarbeit von 1932« vorangestellt ist, wird die Geschichte der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung bis zu ihrer Auflösung forterzählt und im besonderen der Richtungsstreit zwischen der sogenannten »alten Richtung«, der verbreitenden Volksbildung, und der »neuen Richtung«, der intensiven Volksbildung, als ein bildungstheoretischer und ideologischer Verdrängungsstreit dargestellt.
In der Auseinandersetzung mit den historischen gesamtgesellschaftlichen Systementwürfen sowie mit dem Gutachten des Deutschen Ausschusses und dem Strukturplan hat sich Dräger mit dem Verhältnis von Pädagogik als Kinder- und Jugendbildung und Erwachsenenbildung befasst, sah dieses als theoretisch nicht begriffene doppelte Partikularität an, die eigentlich im Theorem des lebenslangen Lernens hätte aufgehoben werden können.
In der Betrachtung der Morphologie des Lernens, als eine durchgehaltene mentale Tätigkeit des Menschen in seinem Lebenslauf, in dem Lernen sich an Lernen anschließt ist die doppelte Partikularität wie auch das Theorem des lebenslangen Lernens kein expliziter Gegenstand mehr: Der Mensch lernt gemäß der Lernformen, die sich ihm in seinen Lernprozessen entfaltet haben. In dieser Betrachtung macht Dräger dann deutlich, dass die Darstellung für die je entfaltete Lernform eine thematische Dignität ist. Dieser Problembereich hat aber bis heute von ihm keine Behandlung erfahren. Andeutungen finden sich in dem Postulat der Emanzipation der Methodik von der Didaktik. Die Methodik ist das historisch Durchgehaltene, die Didaktik dagegen ist das dem historischen Prozess Unterworfene. In diesem Sachverhalt sieht er in der Erforschung der Methodik den eigentlichen Auftrag der Erziehungswissenschaft.
In einem Aufsatz, in dem er die Geschichte der Menschenbildung, er spricht von Anthropagogik, kulturtheoretisch und kulturgeschichtlich betrachtet, kommt er zu der These, dass kulturell der Primat der Erwachsenenbildung, er spricht von Andragogik, in der Anthropagogik gegeben ist; die Aufgabe der Pädagogik als Kinder- und Jugendbildung ist die Tradierung der geistigen Hervorbringung der Erwachsenengeneration an den Nachwuchs: diese These ist eine Umkehr des Selbstverständnisses der Allgemeinen Pädagogik, wie es im Begriff von „Weiterbildung“ zum Ausdruck kommt.
Eine Aufsatzsammlung von Dräger haben Eva Eirmbter-Stolbrink und Claudia König-Fuchs mit dem Titel „Idee und Erkenntnis“ herausgegeben (Eirmbter-Stolbrink, Eva; König-Fuchs, Claudia (Hg.): Idee und Erkenntnis. Der Beitrag Horst Drägers zur Erziehungswissenschaft. Traugott Bautz, Nordhausen 2006, ISBN 978-3-88309-309-3).